Platonische und Archimedische Parkettierungen
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Während platonische Parkettierungen nur regelmäßige Vielecke einer Sorte besitzen, haben archimedische Parkettierungen regelmäßige Vielecke von mehr als einer Sorte. Außerdem dürfen hier die Eckpunkte der Vielecke nur mit den Eckpunkten der anderen Vielecke zusammenstoßen. Und an jedem Punkt, an dem die Vielecke zusammenstoßen, muss Anordnung der Vielecke gleich sein. Es gibt 3 platonische Parkettierungen und 8 archimedische Parkettierungen, wobei erwähnt werden sollte, dass die archimedische Parkettierung 3-3-3-3-6 in zwei spiegelbildlich entgegengesetzten Varianten auftritt. Die folgende Abbildung zeigt die 3 platonischen Parkettierungen und die 8 archimedischen Parkettierungen:
Die Bezeichnungen geben an, welche n-Ecke in welcher Abfolge bei der jeweiligen Parkettierung zusammenstoßen, wobei mit den kleinsten
n-Eck begonnen wird. Dass es nicht mehr Parkettierungen dieser Art gibt, kann man durch Betrachtung der Anordnung und der Innenwinkel der
zusammenstoßenden Vielecke zeigen. Es müssen ja an jedem Punkt mindestens 3 Vielecke zusammenstoßen und die Summe ihrer
zusammenstoßenden Innenwinkel muss gleich 360° sein. Daraus folgt, dass es nur 3 platonische Parkettierungen geben kann, weil man
nur 6 gleichseitige Dreiecke, 4 Quadrate oder 3 regelmäßige Sechsecke unter den angegebenen Bedingungen zusammenfügen kann.
Überträgt man diese Überlegungen auf Parkettierungen im dreidimensionalen Raum, so muss man platonische und archimedische Körper suchen,
die den Raum lückenlos füllen können. Das trifft auf die folgenden Fälle zu, wobei jeweils die Anzahl der Polyeder angegeben
ist, deren Ecken an einem Punkt zusammenstoßen:
8 Würfel
4 abgestumpfte Oktaeder
8 Tetraeder + 6 Oktaeder
4 Kuboktaeder + 2 Oktaeder
4 abgestumpfte Würfel + 1 Oktaeder
6 abgestumpfte Tetraeder + 2 Tetraeder
3 Rhombenkuboktaeder + 1 Würfel + 1 Tetraeder
2 Rhombenkuboktaeder + 2 Würfel + 1 Kuboktaeder
2 abgestumpfte Oktaeder + 2 abgestumpfte Tetraeder + 1 Kuboktaeder
2 abgestumpfte Kuboktaeder + 1 abgestumpftes Oktaeder + 1 Würfel
2 abgestumpfte Kuboktaeder + 1 abgestumpfter Würfel + 1 abgestumpftes Tetraeder
Außerdem ist noch bemerkenswert, dass es unter den platonischen Körpern, den archimedischen Körpern und den catalanischen Körpern
jeweils nur einen Körper gibt, mit dem man den Raum lückenlos füllen kann. Es sind das der Würfel, das abgestumpfte Oktaeder und
das Rhombendodekaeder.
Erzeugung von platonischen und archimedischen Parkettierungen aus platonischen Parkettierungen
Schneidet man bei der Parkettierung 3-3-3-3-3-3 (Parkettierung aus gleichseitigen Dreiecken) die Ecken
der gleichseitigen Dreiecke so ab, dass daraus regelmäßige Sechsecke werden und füllt die entstehenden Lücken mit
regelmäßigen Sechsecken, so ergibt sich die Parkettierung 6-6-6 (Parkettierung aus regelmäßigen Sechsecken). Schneidet man die Ecken
der Dreiecke noch weiter ab, so dass daraus wieder (allerdings kleinere) gleichseitige Dreiecke werden und füllt die größer
gewordenen Lücken wieder mit regelmäßigen Sechsecken, so erhält man die Parkettierung 3-6-3-6. Schneidet man die Ecken
der Dreiecke noch weiter ab, so dass die Lücken mit regelmäßigen Zwölfecken gefüllt werden können, so erhält man die Parkettierung
3-12-12. Schneidet man schließlich die Ecken der Dreiecke so weit ab, dass die Dreiecke zu einem Punkt schrumpfen, kann man
die Lücken wieder mit einer Parkettierung aus regelmäßigen Sechsecken füllen, allerdings um 30° gedreht. Zieht man bei der Parkettierung
3-3-3-3-3-3 die gleichseitigen Dreiecke so weit auseinander, dass Quadrate und regelmäßige Sechsecke in die Lücken passen,
erhält man die Parkettierung 3-4-6-4.
Schneidet man bei der Parkettierung 4-4-4-4 (Parkettierung aus Quadraten) die Ecken der Quadrate so ab,
dass daraus regelmäßige Achtecke werden und füllt die entstehenden Lücken mit Quadraten, so ergibt sich die Parkettierung 4-8-8.
Schneidet man die Ecken der Quadrate noch weiter ab, so dass aus den Quadraten wieder (allerdings kleinere) Quadrate werden
und füllt die größer gewordenen Lücken wieder mit Quadraten, so erhält man wieder eine Parkettierung aus Quadraten, allerdings
um 45° gedreht. Schneidet man die Ecken der Quadrate noch weiter ab, so dass die Lücken mit regelmäßigen Achtecken gefüllt
werden können, so erhält man wieder die Parkettierung 4-8-8. Schneidet man schließlich die Ecken der Quadrate so weit ab, dass
die Quadrate zu einem Punkt schrumpfen, kann man die Lücken wieder mit einer Parkettierung aus Quadraten füllen, dass die
gleiche Orientierung hat wie die Ausgangsparkettierung.
Schneidet man bei der Parkettierung 6-6-6 (Parkettierung aus regelmäßigen Sechsecken) die Ecken der
regelmäßigen Sechsecke so ab, dass daraus regelmäßige Zwölfecke werden und füllt die entstehenden Lücken mit gleichseitigen
Dreiecken, so ergibt sich die Parkettierung 3-12-12. Schneidet man die Ecken der Sechsecke noch weiter ab, so dass aus den Sechsecken
wieder (allerdings kleinere) regelmäßige Sechsecke werden und füllt die größer gewordenen Lücken wieder mit gleichseitigen
Dreiecken, so erhält man die Parkettierung 3-6-3-6. Schneidet man die Ecken der Sechsecke noch weiter ab, so dass die Lücken mit
regelmäßigen Sechsecken gefüllt werden können, so erhält man wieder eine Parkettierung aus regelmäßigen Sechsecken, allerdings
um 30° gedreht. Schneidet man schließlich die Ecken der Sechsecke so weit ab, dass die Sechsecke zu einem Punkt schrumpfen,
kann man die Lücken mit einer Parkettierung aus regelmäßigen Dreiecken füllen. Zieht man bei der Parkettierung 6-6-6 die regelmäßigen Sechsecke
so weit auseinander, dass gleichseitige Dreiecke und Quadrate in die Lücken passen, erhält man die Parkettierung 3-4-6-4.
Erzeugung einer weiteren archimedischen Parkettierung aus einer archimedischen Parkettierung
Entfernt man bei der Parkettierung 3-12-12 die gleichseitigen Dreiecke und zieht die regelmäßigen Zwölfecke so weit
auseinander, dass Quadrate und regelmäßige Sechsecke in die Lücken passen,
erhält man die Parkettierung 4-6-12.
Erzeugung von platonischen Parkettierungen aus platonischen Körpern
(siehe dazu die Web-Seite über platonische und archimedische Körper)
Trennt man die Oberfläche eines Ikosaeders auf und fügt an jeder Ecke ein weiteres (sechstes) gleichseitiges Dreieck hinzu,
erhält man die Parkettierung 3-3-3-3-3-3 (Parkettierung aus gleichseitigen Dreiecken).
Trennt man die Oberfläche eines Würfels auf und fügt an jeder Ecke ein weiteres (viertes) Quadrat hinzu,
erhält man die Parkettierung 4-4-4-4 (Parkettierung aus Quadraten).
Trennt man die Oberfläche eines Dodekaeders auf und ersetzt an jeder Ecke die 3 regelmäßigen Fünfecke durch 3 regelmäßige Sechsecke,
erhält man die Parkettierung 6-6-6 (Parkettierung aus regelmäßigen Sechsecken).
Erzeugung von archimedischen Parkettierungen aus archimedischen Körpern
(siehe dazu die Web-Seite über platonische und archimedische Körper)
Trennt man die Oberfläche eines abgestumpften Oktaeders auf und ersetzt an jeder Ecke die beiden regelmäßigen Sechsecke durch regelmäßige Achtecke,
erhält man die Parkettierung 4-8-8.
Trennt man die Oberfläche eines abgestumpften Dodekaeders auf und ersetzt an jeder Ecke die beiden regelmäßigen Zehnecke durch regelmäßige Zwölfecke,
erhält man die Parkettierung 3-12-12.
Trennt man die Oberfläche eines abgeschrägten Würfels auf und ersetzt an jeder Ecke ein dem Quadrat benachbartes Dreieck durch ein Quadrat,
erhält man die Parkettierung 3-3-3-4-4.
Trennt man die Oberfläche eines abgeschrägten Würfels auf und ersetzt an jeder Ecke ein dem Quadrat schräg gegenüber liegendes Dreieck durch ein Quadrat,
erhält man die Parkettierung 3-3-4-3-4.
Trennt man die Oberfläche eines Ikosidodekaeders auf und ersetzt an jeder Ecke die beiden regelmäßigen Fünfecke durch regelmäßige Sechsecke,
erhält man die Parkettierung 3-6-3-6.
Trennt man die Oberfläche eines Rhombenikosidodekaeders auf und ersetzt an jeder Ecke das regelmäßige Fünfeck durch ein regelmäßiges Sechseck,
erhält man die Parkettierung 3-4-6-4.
Trennt man die Oberfläche eines abgestumpften Ikosidodekaeders auf und ersetzt an jeder Ecke das regelmäßige Zehneck durch ein regelmäßiges Zwölfeck,
erhält man die Parkettierung 4-6-12.
Trennt man die Oberfläche eines abgeschrägten Dodekaeders auf und ersetzt an jeder Ecke das regelmäßige Fünfeck durch ein regelmäßiges Sechseck,
erhält man die Parkettierung 3-3-3-3-6.
Links zum Thema:
Wikipedia: Parkettierungen - Wikipedia
Jürgen Köller: Homogene Parkettierungen
Copyright © Werner Brefeld (2017)